24.9.18

Domaine Eisgrub Pinot Noir Terroir 2015, Mikulovská





Wie es für den ebenfalls wiederauferstandenen Leser nicht weiter verwunderlich sein dürfte, wird meine Zunge immer noch ab und an von „Pinots weit weg“ verwöhnt. Dieses Mal verschlägt es sie in das mährische Weinbaudorf Lednice im Dreiländereck Tschechien, Slowakei und Österreich. Lednice, bzw. auf Deutsch Eisgrub – was uns den Namen des Weinguts Domaine Eisgrub erklärt, ist in erster Linie für seinen prächtigen im neo-gothischen Stil erichteten Palast der nicht so ganz unbekannten Fürstenfamilie von Liechtenstein bekannt. Weinbau hat in dieser Region ebenfalls eine lange Tradition, die bis zu den Römern zurückreicht. Pinot Noir (aka Rulandské modré) ist neben St. Laurent, Zweigelt und Blaufränkisch die wichtigste rote Sorte im südlichen Mähren. Da mein Tschechisch genau so inexistent wie mein Polnisch ist, zieht sich glücklicherweise mein Einfürhrungstext nicht wieder in unerträgliche Längen. Was dies betrifft, sollte ich meine Zunge wohl öfters ins östliche Europa schicken. Wie dem auch sei - zum Wein ...!

7.9.18

Winnica Wieliczka (Agnieszka Wyrobek-Rousseau) Riesling 2016, Wieliczka


I've done it too often! I better won't loose another word about the sudden - and after several months certainly surprising - resurrection of my virtual tongue. My excuse wouldn't be very entertaining anyway. Back to the matter on tongue! One wine of the past months, which I definitely cannot allow to be dropped into the ocean of wine obscurity, is the 2016 Riesling from Agnieszka Wyrobek-Rousseau of Winnica Wieliczka in Poland. Yes, the magic name! Right!? No idea if there is any relation. My Polish is totally inexistent! Who cares?! Well, I did actually! Just the discovery of her existence prior to my journey to Krakow instantaniously triggered my desperate wish to try one of her wines! This resulted in a journey throughout the wine bars of Krakow. And in the end I was successful! I found her 2016 Riesling from the Wieliczka Vineyards. Agnieszka Riesling convinced me with a surprisingly firm body and even more surprising subtle, perhaps not all too ferociously vivid, acid. Its saltyness was rocking my palate. Well, the vinyards are above the enormously famous Wieliczka salt mine after all. Besides all that I got flavours of rather ripe lemons, a whiff of pine-apple, a right portion of elderberry, white pepper, thyme, beautifully shy capers and plenty of other greenery. Its finish was highly impressive. Without any doubt the most impressive wine I ever had from Poland. Okay, okay … I haven't had so many. To me a very decent ***** Riesling with character and potential for the years ahead!

18.2.18

Pinots aus TasKatLuxSlo

Von Schreibfäulnis durchtränkte Pinot-Monate liegen hinter mir! Irgendwie kriege ich diesen neuen Fehlton nicht weggeschönt. Da ich aber einige sehr lohnenswerte „Pinots weit weg“ nicht so einfach vom Tisch wischen möchte, soll es heute zu einer geballten Nachlieferung an Flaschen kommen. Dieses mal schicke ich meine Zunge nach Tasmanien, in den Nordosten Spaniens, das kleine Luxemburg um abschließend im voralpinen Slowenien einen komplex-jugendlichen Abgang zu finden.

 
Dalrymple Bicheno Pinot Noir 2012, Tasmania

Transparenz mit hellem, aber etwas blutig wirkendem, Granat, welches sehr glänzend und farblich sehr durchgängig wirkte, zeigte sich in meinem Glas. Die Nase wirkte mir ein wenig zu parfümiert, aber sicherlich auch nicht unangenehm. In den Vordergrund spielten sich nicht ganz dunkle Kirschen, sowie ziemlich würzige und sehr saftige Pflaumen. Eher im Hintergrund zeigten sich etwas überrösteter Kaffee, recht angenehmes Unterholz und ein ein stärkerer Hauch von Eiche. Am Gaumen wirkte der Tasmanier erstaunlich würzig, ähnlich von den Aromen, darüber hinaus zwar noch etwas voller … glücklicherweise aber nicht wärmer. Das sich im Hintergrund tummelnde Zündholz und der etwas angetäuschte Stich Karamell waren keinesfalls störend, so ganz meins waren diese Attribute dann aber auch nicht. Insgesamt ein wirklich überzeugender Pinot aus Tasmanien! Viel Dichte, viel Lange und mehr Komplexität als meine zu kurze Verkostungsnotiz vermuten lässt. Etwas körperbetonter und wolllüstiger – sicherlich zu dramatisch formuliert, glücklicherweise - als die anderen Pinots von Dalrymple. Dennoch ohne weiteres eine sehr anständige ***** Abwechslung aus der neuen Welt.


Castell D'Encus Acusp Pinot Negro 2013, Costers del Segre

Aus nicht ganz so fernen Gefilden kam der mittlerweile in hiesigen Weinkreisen nicht ganz unbekannte Acusp mit viel Tranzparenz und sehr hellem Rubinrot daher. Der Wasserrand erschien mir bemerkenswert groß. Auch die sehr spielerische Viskosität ist mir positiv aufgefallen. Seine Nase zeigte sich sehr frisch, schlankheitlich und sehr animierend. Sehr subtil sich einbringende Himbeeren zeigten neben frisch geschnittenen Rosen, etwas Zündholz (schon wieder?), milden mediteranen Kräutern und trockenem Laubwerk ihr schon fast volles Potential. Das in diesem noch sehr jungen Wein etwas doch und hoffentlich noch zu vital wirkende Holz sollte ich nicht verschweigen. Aber naja, sonst passte alles sehr gut! Der sehr jugendlich anmutende Gaumen wurde beherrscht von Himbeeren, dunklem Pflaumensaft – beides ein anfänglich ein wenig brausepulverhaft, einer sehr lebendigen Säure und einer verständlicherweise sehr babyhaften Textur, welche bei dem einen oder anderen (zu) frühen Schluck gewisses Nervungspotential inne hatte. Das hört sich aber wesentlich kritischer an, als es in Wirklichkeit war. Noch recht zurückgefahrenes Laubwerk, schüchterne Rosenblätter, etwas Brennessel und die eine oder andere Spur an Zimt, zeigten, dass von diesem Pinot durchaus viel in Zukunft zu erwarten sein dürfte. Insgesamt für ein südeuropäischen Pinot ein sehr feingliedriger und kühler Vertreter mit aufkommender Eleganz und Komplexität. Wie erwähnt aber noch sehr grün hinter den Ohren. Ebenfalls ein sehr anständiger ***** und überraschender Pinot Noir.

 
Keyser-Kohll Pinot Noir 2014, Coteaux d'Ehnen

Aus doch sehr nahen Gefilden, dessen Weine es eher selten über Mosel, Sauer und Our nach Teutonia schaffen, kommt der nächste Pinot Noir. Auch der Luxemburger hatte viel Strahlkraft! Diese aber aus wesentlich dunkler Farbgebung heraus emittierend. Farblich ging er schon eher in Richtung Granat. Transparenz war dennoch gegeben. Die Nase zeigte viel kalten Rauch, feine Holzkohle, kräftige dunkle Kirschen und straffe Würze von Thymian und etwas schwarzem Pfeffer. Wie die zwei ersten Attribute vermuten lassen, kam das Barrique in diesem ebenfalls jungen Wein noch relativ stark raus. Am Gaumen zeigte sich viel saftige und vitale Schwarzkirsche. Dazu ebenfalls reichlich Rauch, sowie feine Holzkohle und stramme Würze. Sein Tannin war erstaunlich knackig und die Säure sehr präzise. Abgang zeigte sich sehr herb-freundlich und respektabel lang. Stilistisch ganz offensichtlich in Richtung Frankreich orientiert! Vielleicht nicht gerade der vielschichtigste Pinot Noir, doch sehr viel ernsthafte Pinot-Freuden für erschreckend wenig Geld bekommt man hier allemal in Glas. Für mich absolut anständig **** …. vielleicht sogar (in einiger Zeit) mit Tendenz gen sehr anständig *****


Marjan Simcic Pinot Noir 2013, Goriška Brda

Und zum Abschluss geht es nochmal über die Alpen in Richtung Südosten. Simcic's Pinot Noir aus 2013 präsentierte sich für pinotige Verhältnisse sehr dunkel mit wenig Glanz. Die Nase zeigte sich zunächst recht schüchtern. Die fruchtige Prägung wirkte sogar zunächst etwas matschig und warm. Im Vordergund standen dunkle Kirschen, Thymian, Rauch und ungewöhnlicherweise eine reichhaltige Portion an Lakritze. Nach ungefähr fünf Stunden machte der Pinot mehr auf. Nun wirkte er ziemlich maskulin expressiv mit Düften die an Erde, Laub, Kaffee und etwas Moschus erinnerten. Auch die vorher errochene Wärme trat etwas in den Hintergrund. Am Gaumen wirkte er in den ersten Stunden sehr hart, wild und tanninbetont. Säure zeigte sich nicht ganz so roh. Von den Aromen her viel mehr Unterholz als in der Nase, dunkle Kirschen (hier weit weniger warm als in der anfänglichen Nase), viele schwarze Oliven, etwas Lakritz und viel eher kühlem Rauch. Nach wiederum ungefähr fünf Stunden wirkte das Tannin etwas freundlicher. Ein knackigen Punch hat sich dieser sehr junge Pinot dennoch über die zwei Verkostungstage bewahren können. Was die Frucht betraf zeigten sich die dunklen Kirschen und stärker aufkommendes Cassis ganz leicht konfitürig. Für mich hart an der Grenze zu eher unangenehmen Gefühlsregungen. Diese wurde aber glücklicherweise nicht überschritten. Sonst zeigte der Pinot wesentlich mehr Komplexität als in den ersten Stunden. Viel ernsthafte und straffe pfeffrig-thymian'ige Würze gepaart mit Blut, Oliven, Rauch und laubig-erdigen Aromen. Auch der Abgang zeigte sehr viel Potential für ein zukünftiges Genusserlebnis. Betonung auf zukünftig bezieht sich eigentlich auf den gesamten Wein! Lieber noch gute fünf Jahre liegen lassen und nicht so doof-neugierig agieren wie ich. Aber einer "muss" es ja schließlich machen. Sicherlich ein  anständiges **** Pinot Erlebnis, welches wohl nicht wirklich einer meiner stilistischen Präferenzen so richtig entspricht! Er hatte trotzdem was. Eben etwas wilder und draufgängerisch-körperbetonter!