24.10.14

Brooks Winery Ara Riesling 2011, Willamette Valley



Nach meinem längeren Aufenthalt in heimatlich-teutonischen Gefilden ist es mal wieder Zeit für vertraute unbekannte Weiten! Nur dieses Mal ausnahmsweise nicht in Form einer pinotlastigen palatalen Exkursion rund um den Globus. Dieses Mal soll es mit Teutonia's Liebling – dem Riesling – weitergehen. Dank Dan und Chas von WineIsSeriousBusiness, einem von mir nicht selten frequentierten Video-Weinblog, war es mir letztens möglich einen Riesling aus dem Willamette Valley zu verkosten. Hergestellt wurde besagter Riesling namens Ara, dessen Name sich von dem Altar des weisen Zentaur Chiron (siehe Etikett) ableitet, von dem ausgesprochenen Rieslingexperten Brooks Winery in Amity in Eola-Amity-Hills. Beim Ara Riesling 2011 handelt es sich um ein Verschnitt aus verschiedenen Lagen und unterschiedlichen Geisenheim Klonen. Einerseits stammt das Traubengut aus ca. 25-30 Jahre alten Anlagen im Yamhill-County und andererseits aus einer jungen Anlage im Brooks Hausweinberg in den Eola-Amity Hills. Die Trauben wurden nach der Lese sofort abgepresst und bei niedrigen Temperaturen im Stahltank vergoren.

Neben dem Ara Riesling nahm ich noch einige andere Weine auf meine palatale Exkursion ins Gepäck. Da gab es zum einen den weiteren Teutonic Tinto vom Hirschhorner Hof aus der Pfalz, sowie Chenin Blancs in Form eines Les Jardins Esméraldins 2000 von Xavier Caillard aus Brézé und eines Clos aux Renards 2006 von Stéphane Cossais aus Montlouis-sur-Loire. Als gewaltig-sperriges Sondergepäck durfte ein Clos Mogador 2004 von René Barbier auch nicht fehlen. Zur Abrundung der Exkursion gab es natürlich noch einen handgepäckleichten restsüßen Riesling in Form einer Brauneberger Juffer Sonnenuhr Auslese 2005 von Fritz Haag. Nach der langen Vorrede wird es nun aber wirklich Zeit für den Ara, oder ... 




Satte Farbtöne oder strahlende Reflexe suchte man bei dem Ara Riesling 2011 von Brooks vergebens. Verhaltenen ins grünliche-gelbe gehende Vermutungen waren durchaus plausibel. Sonst herrschte bei diesem Riesling glänzende Durchsichtigkeit vor. Im Gegensatz dazu zeigte sich Nase recht bunt an Aromen. Neben Düften die an frischen weißen Pfirsich erinnerten zeigten sich Aromen von Flieder, etwas Weißdorn und einigen sauren Apfelringen. Durchweg zeigte sich die Nase floral frisch und von schüchterner mild-herber Würzigkeit geprägt. Am Gaumen zeigte sich im Vordergrund eine, wie ich eben kurioserweise auch in der offiziellen Verkostungsnotiz auf der Webseite von Brooks (nach)recherchiert habe, extrem ausgeprägte Säure („extreme acidity ...“) die mir zwar entgegen kam, aber im Moment im Gesamtbild ein wenig zu spitz wirkte. Von Seite der Aromen zeigten sich viele filigrane und spielerisch wirkende Aromen von Limetten, grünen Äpfeln, weiteren etwas unschlüssigen Eindrücken von Zitrusfrüchten inkl. deren Abrieb, einer Idee herbern Rauchs und einem Hauch an eleganter ausgeprägter Würze. Der leichtere Körper und seine dennoch verlässlich solid-robusten Struktur erinnerten mich in dieser Kombination an einen guten, trockenen Pfälzer Kabinett Riesling eines nicht all zu wonnig warmen Jahrgangs aus der Anfangszeit (wahrscheinlich ein Riesling aus den 1990er) meiner „Weintrinkerkarriere“. Alles in allem ein anständiger**** und sehr klar wirkender Riesling mit einem Etwas an mehr Säure als er eigentlich benötigen würde. Am zweiten Tag zeigte sich die Säure schon integrativer und das Gesamtbild eher stützend als dominierend. Meiner Ansicht nach ein schöner frischer Riesling mit vertrauten Ausprägungen aus, was Riesling betrifft, abwechslungsreich unvertrauten Gefilden. Sicherlich etwas für Liebhaber von Säure – der ich bin, aber nicht immer vertrage!


Was das weitere „Gepäck“ betrifft wollten sowohl der Les Jardins Esméraldins 2000 von Xavier Caillard, als auch der Montlouis-sur-Loire Clos aux Renards 2006 von Stéphane Cossais nicht so wirklich an der Exkursion teilnehmen! Beide waren leider zu sehr mit ihren jeweiligen Defekten namens Korkgeschmack und Oxiadtion beschäftigt um mir schöne Erlebnisse zu gestatten. Trotz aller Probleme zeigte der Les Jardins Esméraldins Ansätze seiner tiefen mineralischen Qualitäten. Eine Schande ...



Der Pinot Noir Kalkstein 2009 vom Hirschhorner Hof hingegen zeigte überraschenderweise leider nicht die Qualitäten welche ich von ihm im ganz jugendlichen Zustand gewohnt war. Vor einigen Jahren zeigte der Wein noch eine Menge an subtil anmutender und etwas verspielter wirkender Leichtigkeit, gewisse ansprechende Tiefe, eine wunderbar klare und saubere Frucht, sowie eine belebend frische Säure. Bei dieser Verkostung zeigte dieser Pinot (aus dieser Flasche*) bis auf seine offensichtliche Leichtigkeit (die mir immernoch gefiel) nicht mehr sehr viel von den eben erwähnten Eigenschaften. Die Frucht erschien mir für meinen Gaumen zu aufdringlich, ziemlich gekocht und sogar etwas kitschig süßlich. Die durchaus vorhandene mineralische Prägung konnte mangels Kraft, Tiefgang und Prägnanz nicht viel Eindruck hinterlassen. Ganz zu schweigen von seiner recht einfach bestückten Komplexität. Natürlich könnte ein Flaschenfehler Grund meiner Enttäuschung gewesen sein . Anzeichen für leichte Oxidation oder ähnlichen Beinflussungen sind mir leider nicht aufgefallen. Das recht junge Alter des Weines kann meiner Ansicht nach für diese Enttäuschung nicht herhalten. Es zeigten sich keine Anzeichen für eine Befindlichkeit in einer irgendwie gearteten Verschlussphase. Letztlich erschien mir der Wein einfach nur recht einfach gestrickt. Meiner Ansicht nach handelte es sich bei diesem Pinot Noir um einen trinkflüssigen und sehr fruchtbetonten, mir zu einseitig fruchtbetonten, so la-la*** Wein für einen nicht wirklich nachvollziehbar hohen Preis. Schade!



Der vor jugendlicher Kraft nur so strotzende Clos Mogador 2004 zeigte aus unterschiedlichsten Gründen ganz andere Qualitäten. Farblich breitete sich ein fantastisch intensives Granatrot mit gewisser Transparenz und keinerlei Verfärbungen vor meinem Auge aus. Die Nase war eisenhaltig, blutig, erdig, etwas ländlich-heuig-bäuerlich und randvoll mit wunderbar reifen dunklen Beerenaromen. Am Gaumen herrschte ein enormer Druck und ein sehr seriöses, sowie sicherlich noch etwas ruppiges, Tanningerüst. Seine Komplexität erschien mir sehr beeindruckend und vielschichtig (wesentlich mehr als die Nase es zu zeigen vermochte). Von Seiten der Aromen war so ziemlich alles vorhanden was man sich von einem großen Wein aus dem Priorat erhoffen kann. Aus Gründen meiner bekanntlichen Faulheit und der leserorientierten Übersichtlichkeit erspare ich mir die zeilenlange Aufzählung der einzelnen Aromen. Meiner Ansicht nach ein fantastischer****** Wein der erst am Anfang seiner Genussphase steht. Potential nach oben ist allemal noch vorhanden! Lieber wieder aus dem Gepäck und ab in den Keller!



Der abrundende Riesling Auslese von Fritz Haag aus der Brauneberger Juffer Sonnenuhr des Jahrgangs 2005 stand ebenfalls ganz am Anfang einer vielversprechenden Zukunft. Ein wunderbar ausdrucksstarker, dennoch leichter, etwas wenig anecken'der, ziemlich weicher, eher von tropisch anmutenden Früchten getragener und sich durch etwas mildere Säure auszeichnender Riesling mit wunderbarer Trinkigkeit und sehr schöner Länge. Ohne jeden zweifel ein sehr anständiger***** Riesling. 

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