6.5.14

Mission Hill Family Estate Pinot Noir Reserve 2010, Okanagan Valley BC VQA



Das meine Zunge im pazifischen Nordwesten Amerikas doch recht viel Zeit verbringt um Pinot Noirs zu erschmecken ist nicht neu. Doch British Columbia als Lokalität der Begierde ist es. Bis zu dieser heutigen Post war der WEsten Kanadas ein weißer Fleck auf meiner persönlichen Verkostungslandkarte. Und das obwohl im Okanagan Valley seit Mitte des 19. Jahrhunderts ohne Prohibitionspause Vitis Vinifera Reben kultiviert werden! Wenn man den im Internet zahlreich verstreuten Hochglanzfotos glauben schenken möchte, ich war leider noch nie vor Ort und kann es daher nicht persönlich verifizieren, könnte man das Okanagan Valley entlang des ca. 135 km langen Okanagan Lake, welcher sich ein wenig östlich von Vancouver befindet, als eine der schönsten Weinbauregionen dieses Planeten bezeichnen. Doch schöne Landschaften machen noch lange keine guten Wein. Andersrum dürfte auch ein Schuh draus werden wenn ich mir so manche klassichen Weinbauregion in Europa anschaue. Doch ich schweife wie gewohnt mal wieder ab ... Der heutige Wein entstammt aus den Weinbergen und Kellern des Okanagan Valley “Platzhirsch” Mission Hill Winery in West Kelowna. Gegründet wurde dieses heutige Weinunternehmen in der Mitte der 1960er Jahren von einer Gruppe einheimischer Geschäftsleute. Seine heutige Größe von um die 360 ha hat Misson Hill durch das unablässige Engagement des heutigen Besitzers Anthony von Mandl und seines langjährigen neuseeländischen Winemakers John Simes erlangt. Neben Pinot Noir werden nahezu alle Global Player der Rebfamilie von Cabernet Franc bis Shiraz angebaut.

Mein heutiger Pinot Noir Reserve wurde aus Traubengut der Naramata Ranch (gepflanzt 1995, 342-470m, Westausrichtung, schluffige Lehmböden) des Martin's Lane Vineyard (gepflanzt 1998-99, 400-500m, Südausrichtung, Vulkangestein mit Lehm und Kalkablagerungen) und des Lakeshore Vineyard (gepflanzt 1994 und jünger, 375-450m, Nord-Südausrichtung, Ton- und Lehmböden) hergestellt. Geerntet wurde das Traubengut im Oktober und November 2010, anschließend vergoren (ziemlich offensichtlich) und 9 Monate in französischem Holz ausgebaut. Wie war er? Bitte um einen Klick ...



Die Farbe des Misson Hill Pinot Noir Reserve 2010 erwies sich als sehr transparent, relativ dunkel und etwas wässrig-gräulich am Rand. Die Nase war ziemlich lakrizig-rauchig herb und zeigte eine deutliche ätherische Anmutung bis hin zur ganz leichten Brandigkeit. Des weiteren zeigten sich stetig mehr und mehr im Aufwachmodus befindliche Schattenmorellen und Dürfte von roten Johannisbeeren. Am ersten Tag zeigte sich die Frucht in der Nase ziemlich reserviert und in Kombination mit den ätherischen Zügen etwas negativ spannend. Am zweiten Tag war viel mehr Integration und eigentliche Substanz erriechbar. Am Gaumen zeigte der Pinot über die ersten Stunden hinweg relativ kräftiges Potential von herb-kirschig-Likörigem und würzig-kräuterig-Ätherischem mit gewisser Liebstöckelbeimischung. Und das bei nur 13,5 % deklariertem Alkohol!? Typische alkoholische Süße oder marmeladige Neigungen, wie es bei nicht wenigen Spätburgundern aus der “Neuen Welt” und sicherlich auch näherliegenden Gefilden gerne vorkommen mag, konnte ich überhaupt nicht feststellen. Was diese Eigenschaften betrifft, war es schon ein relativ herber Knochen. Wie seine würzige-ätherische Natur, kam mir auch die Säure in den ersten Stunden ziemlich spitz und nervig vor. Da konnten die mit der Zeit entstehenden karamellige Noten und stärker ausgeprägten roten Johannisbeeraromen auch nicht viel mehr wettmachen. Immerhin zeigte sich der Wein nach einigen Stunden, und mehr noch am zweiten Tag, etwas balancierter und “geschmeidiger”. Vielleicht wurde der Pinot von mir ein wenig zu jung getrunken, doch langjähriges Lagerpotential würde ich ihm auch nicht zugestehen wollen. Für mich ein durch ätherisch Würze und eher einfacher Struktur auffallender so la-la *** Pinot Noir aus dem Great White North.

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