2.4.14

Cuvaison Estate Pinot Noir 2009, Carneros



Und wieder einmal geht es in das sonnige Kalifornien zum Pinot Noir "süffeln"! Dieses Mal  in eine etwas ungewöhnliche, für Pinot ungewöhnliche, AVA. Die Region Napa und ihre Unterregion Carneros waren zwar in den Frühzeiten des kalifornischen Pinot Noir-Weinbaus im ausgehenden 19. Jahrhundert sehr beliebte Anbauorte, doch in den letzten Jahrzehnten hat sich dies zu Gunsten von Central Coast and Sonoma (inkl. Coast) gründlich geändert. Auch heute gibt es zwar noch einige Produzenten, darunter offensichtlich auch der Produzent meines heutigen „Pinot weit weg“, doch auf breiter Basis ist man von diesem (Pinot-)Weg in Napa abgekommen. Bei Cuvaison, der Produzent des heutigen Pinots – falls ich es noch nicht erwähnt habe, handelt es sich um ein Weingut, dass in den späten 1960er Jahren von zwei (ziemlich frühen) Silicon Valley Boom Profiteuren gegründet wurde. Seit dem haben die Besitzer des Weinguts mehrmals gewechselt. Seit 1979 befindet sich das Weingut nun durchgängig in Schweizer Hand und wurde seit dem zu seiner heutigen beeindruckenden Größe ausgebaut. Neben Pinot Noir, der im Sortiment des Weinguts mit verschiedenen Weinen eine durchaus wichtige Rolle spielt, werden auch Sauvignon Blanc, Zinfandel, Chardonnay, Syrah und seit einigen Jahren aus Lagen in Mount Veeder auch ein Merlot-Cabernet Cuvée angeboten. Bei meinem heutigen Estate Pinot Noir 2009 handelt es sich um den Einstiegspinot - um einen recht kostspieligen, wie es sich für Napa natürlich ziemt, Einstiegspinot des Weinguts

Lasst uns mal schauen wie dieser Einstieg so war … Ach ja, neben dem Cuvaison gab es noch eine paar Burgunder, Nebbiolos und Rieslinge! Diese wurden selbstverfreilich nicht gesüffelt sondern tiefgehend "analysiert"! Die dürft ihr euch nicht entgehen lassen ….



Die Farbe des Estate Pinots 2009 zeigte sich ein wenig dunkel, etwas trübe und nicht weiter sonderlich spektakulär. Am ersten Tag zeigte sich die Nase, wie auch der Geschmack, sehr fruchtbetont (sehr kräftige und fast scharf-stechend wirkende Erdbeeren und süß-saftige Kirschen), etwas suppig und mir mit etwas zu viel Fruchtsüße ausgestattet. Wiederrum nichts sonderlich Spektakuläres nehme ich an. Am zweiten Tag wirkte die Erdbeerfrucht etwas raffinierter und reifer. Dazu kamen Eindrücke von frisch gezapften Kautschuk, Zündhölzer, ein paar Blaubeeren und eine gewissen Rosinigkeit an meinem Gaumen auf. Nun wirkte der Wein wesentlich „liköriger“, immer noch etwas süßlich, zweifelsohne immer noch recht jugendlich, mehr alkoholisch als zuvor und mich strukturell und im begrenztem Maße geschmacklich an einen leichten südfranzösischen Grenache Wein erinnernd. Wie man aus meiner ungewohnt kurzen und sehr schwammigen Beschreibung ersehen kann hat mir der Wein nicht sonderlich gefallen. Einige positive Qualitäten wie gut vorhandene Säure, eine gewisse Vitalität und eine nicht zu ausgeprägte spät aufkommenden einfache mineralische Komplexität möchte ich nicht unterschlagen. Doch mehr als so la-la *** Gefühle konnte er in mir nicht erwecken. Zum unverfänglichem "Süffeln" ist er alle mal was ...


Abgesehen von dem wärmend-fruchtigen und tendenziös mich enttäuschenden Carneros Pinot gab es eine nette Ansammlung von mehrheitlich sehr anständigen Weinen. Um das Elend gleich zu Anfang abzuarbeiten möchte ich mit dem Flop des Abends beginnen. Der Nuits-Saint-Georges Premier Cru 2002 von der Domaine Thibault-Ligier Belair, mehrheitlich aus der Lage Les-Saint-Georges stammend, war wunderschlecht oxidiert und konnte keinen der Verkoster mehr sonderlich erfreuen. Dem hingegen vermochte es ein "Nahezupensionär" aus dem Hause Maire & Fils (einst in Beaune), ein Morey-Saint-Denis aus dem Jahr 1962, mich positiv zu schockieren. So viel Leben, so viel fein nuancierte Kraft, so viel angenehm ausgereifte (und doch frisch wirkende) Tertiäraromen und sogar sehr gut aufschnappbare an Frucht erinnernde Komponenten von reifen getrockneten Kirschen und einigen Orangenschalen hätte ich dem Wein nie und nimmer zugetraut. In der Tat ein sehr anständiges ***** Überraschungs-Erlebnis. 
Von Rieslings Seiten her empfand ich den Karthäuserhofberg Auslese 1991 Versteigerungswein von Christoph Tyrell sehr gelungen, fast schon saftig fruchtig – einer Eigenschaft die ich bei Karthäuserhof Weinen so nicht kenne – und durch die Bank sehr anständig *****. Ähnlich und ganz anders präsentierte sich der Riesling Ürziger Würzgarten Auslese *** 1994 vom Weingut Jos. Christoffel Junior. Viel Tiefe, typische Würzgarten-Würze und Länge konnten mich ganz klar überzeugen. Es wird langsam langweilig – ebenfalls sehr anständig *****
Die Farbe wieder wechselnd zeigte der Colonnello Barolo 1993 von Aldo Conterno was er konnte. Angenehme würzig-schlammige Erdigkeit, durch die Zeit verweichlichte blutige Brutalität, eine schöne und vielleicht nicht zu eleganten Filigranität und Leichtigkeit, nicht zu vergessen eine ländlichen Kernigkeit sowie eine eher zufriedenstellenden Länge machten den Wein für mich aus. Letztgenannter Aspekt war für mich der Grund der meine Begeisterung auf hohem Niveau in Grenzen hielt. Dafür eine tolle Komplexität der Aromen. Es wird immer langweiliger - sehr anständig *****! Auch der Barbaresco Rio Sordo 2001 von Giacosa Fratelli hatte seine Qualitäten. Für mich schmeckte er blutiger, rustikaler, etwas tierischer und gröber als sein Freund aus dem Nachbardorf. Ein absolut anständiger **** Nebbiolo der sich auch noch einige Zeit zur Entwicklung leisten darf. Der Barolo Rocche 1996 von Giovanni Accomasso aus La Morra war für mich neben dem sehr alten Burgunder aus Morey-Saint-Denis das Highlight des Abends. Aus sehr unterschiedlichen Gründen. Wobei …?! Zumindest die außerordentliche Jugendlichkeit, natürlich in Relation gesetzt, mag die beiden Weine in gewissen Verbindung gesetzt haben. Der Rocche erschien mir sehr jugendlich und Spannung, von der Stilistik sehr raffiniert, elegant und geschliffen und von mir aus auch burgundisch (heute kann der Teufel mich für diese dähmliche Verallgemeinerung sehr gerne holen). Eigentlich konnte ich in diesem Wein keinerlei mir negativ aufstoßende Eigenschaften, wie es sich für meinen Gaumen bei Nebbiolo Weinen eher selten verhält, aufgefallen. Daher für mich ein fantastischer ******, eher leichtfüßiger und sehr vitalisierender Barolo! Mehr … per favore!

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